Wir haben keine Alternative zum Dialog

26. Januar 2015 10:00 Uhr

Mit der Fragestellung "Wie kann der christlich-islamische Dialog gelingen?" lud der CDU-Stadtverband Schorndorf zur Diskussion mit dem Islamwissenschaftler und Imam Dr. Abdelmalek Hibaoui und dem evangelischen Theologen Dr. Siegfried Zimmer in die Barbara-Künkelin-Halle ein. Fast 200 interessierte Bürgerinnen und Bürger verfolgten die Vorträge und brachten engagiert ihre Fragen, Meinungen und Standpunkte zum Zusammenleben von Christen und Muslime in Deutschland ein. Fazit des Abends: Nur im gegenseitigen Kennenlernen der Religionen und intensiven Dialog kann ein friedliches Miteinander langfristig gelingen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Hermann Beutel sagte bei der Eröffnung, dass man sich bei der Planung der Veranstaltung im Spätsommer die dramatische Aktualität des Themas nicht hätte vorstellen können. Pegida und die Anschläge auf Charlie Hebdo gab es noch nicht, vielmehr war der Gedanke, den Zuhörerinnen und Zuhörern Informationen über die Religionen zu geben. Er schloss seine Begrüßungsrede mit den Worten von Dr. Zimmer: „Wir haben und bekommen so viel Probleme auf dieser Welt, dass wir es uns auf Dauer nicht leisten können, dass sich Christen und Muslime ablehnend oder sogar in Feindschaft gegenüber stehen.“

Siegfried Zimmer begann seinen Vortrag mit den Worten: „Heute ist ein Abend des Lernens“  und betonte die Wichtigkeit des voneinander Lernens. Denn schließlich seien das Christentum und der Islam die beiden größten Religionen auf der Welt mit zusammen 3,5 Milliarden Menschen. Für einen vernünftigen Dialog miteinander sei es wichtig, die Gemeinsamkeiten zu kennen, denn „wer die Gemeinsamkeiten nicht kennt, der kann auch nicht über Unterschiede reden.“ Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den beiden mono-theistischen und „prophetischen Religionen“ viele: Sie konfrontieren die Gesellschaft mit dem Willen Gottes und rufen zur Umkehr auf. Gerechtigkeit und Frieden stellen die höchsten Werte dar, auch im Islam finden sich ähnliche 10 Gebote wie im Christentum und das Gebet und das Glaubensbekenntnis sind elementar. Zudem spielt auch Jesus im Koran eine wichtige Rolle, denn er wird im Koran direkt über 20-mal und indirekt, ohne Namen, über 100-mal erwähnt. Siegfried Zimmer zweifelt nicht daran, dass Christen und Muslime an den gleichen Gott glaubten: „Ja selbstverständlich! Es gibt ja nur einen Gott!“

Dr. Abdelmalek Hibaou beschäftigte sich mit der Frage, was gemeinsam getan werden kann, um ein friedliches Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland zu stärken. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass nur im Miteinander Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit in der Welt besteht“ und „dafür müssen sie in der Vielfalt zusammenleben.“ Der Islam lege in seiner heiligen Schrift Wert auf Vielfalt, so Hibaou. „Und hätte dein Gott es gewollt, so hätte er alle Menschen zu einer Gemeinschaft gemacht“, zitierte er den Koran. „Aber er wollte nicht.“ „Wie langweilig wäre es, wenn es in Deutschland nur eine Partei, eine Farbe, einen Stil von Musik oder Kunst, nur eine Sprache oder Religion gäbe?“ „Wenn Al Kaida oder andere Fundamentalisten Menschen zwingen, Muslime zu werden, dann verstößt das gegen den Willen Gottes.“ Die Vielfalt sei ein Zeichen. „Wenn derjenige, der mir gegenübersteht, anders ist als ich, dann kann ich viel mehr von ihm lernen. Die Vielfalt ist da, damit ihr euch kennenlernt!“
„Wir haben“, so  Dr. Habaoui, „keine Alternative zum Dialog.“  Es reiche nicht aus, dass Christen und Muslime nebeneinander herleben. Es müsse eine Art „Große Koalition des Glaubens“ entstehen, um die Hoffnung auf Frieden zu verwirklichen. „IS, Boko Haram oder die Anschläge auf Charlie Hebdo sind eine Beleidigung und ein Verrat des Islams!“

Zum Abschluss zeigte sich der Landtagsabgeordnete Claus Paal überwältigt über das Kommen von rund 200 Zuhörern. „Es kann, wenn wir Frieden wollen, nicht darum gehen, ob ein friedliches Miteinander möglich ist, sondern nur wie wir das schaffen. Also nicht ob, sondern wie. Der Dialog ist sehr wichtig.“

Bericht: Anna Garcia - Pressesprecherin

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