Nicht »ins Hirn g’schissa«

1. Juni 2016 22:00 Uhr von Gemeinderat

Dem Schwaben sagt man nach, dass er von der Mentalität her seinen eigenen Wert meistens unterschätzt, dass er seiner eigenen Wahrnehmung und seinem Verstand nicht recht traut und sich eher von außen belehren lässt. Das gilt für uns Schorndorfer nicht.

Als in den 70-er-Jahren andere Städte ihre Fachwerkhäuser abrissen um Platz zu schaffen für modern geltende Betonbauten, hielten wir stand. Als andere das „alte Glomp“ unwiederbringlich aus ihrem Stadtbild entfernten, widersetzten wir uns diesem vermeintlichen Aufbruch in die neue Zeit.

Heute beneidet man uns um die Fachwerkkulisse auf dem Marktplatz, die gleichermaßen Touristen anlockt, wie sie auch den Einwohnern und Bürgerinnen ein wohliges Gefühl von „Daheimsein“ gibt.

Wenn 2019 die Landesgartenschau im Remstal eröffnet wird, will sich auch Schorndorf von seiner besten Seite präsentieren. Und auch hier gilt es, den Schorndorfer Geist zu bewahren und mit dem Vorhandenen zu punkten. Kein Mensch käme auf den Gedanken, unsere Fachwerkfassaden neonfarben anzustreichen oder gar hinter Putz zu verstecken. Ebenso wäre es uns ja wohl „ins Hirn g’schissa“ *, wenn wir unseren Alten Friedhof, ein Juwel in der Stadt, eine Oase der Stille, in einen Erlebnis-Park verwandeln wollten und die schützende Mauer teilweise abreißen würden, wie aktuell geplant. Der Charakter als christlich geprägter Friedhof muss erhalten bleiben.

In Überlingen formiert sich derzeit eine Bürgerinitiative, die gegen das Fällen von 160 alten Bäumen für die dortige Landesgartenschau protestiert. Solche Entwicklungen müssen wir ernst nehmen. Diese Menschen fürchten den Verlust ihrer vertrauten Umgebung, ihrer Heimat. Schorndorf wirbt mit dem Slogan „Heimat guter Ideen“. Von hier ging eine weltbewegende Erfindung aus. Aber hier ist eben auch Heimat.

Deshalb haben Andreas Schneider und ich ein Konzept vorgelegt, wie der Feuersee behutsam und naturnah gestaltet und saniert werden kann, etwa mit Seerosen und Ansiedlung von Enten sowie z.B. Insektenhotels und Nistkästen, ebenso die Beibehaltung der Verdolung. Vom Gemeinderat im Oktober 2015 so beschlossen, wird dies vom Planungsbüro jetzt ignoriert. Wir wollen es in Schorndorf nicht so weit kommen lassen und keine Bürgerinitiativen. Wir wollen durch die Landesgartenschau auch die Menschen vereinen, die Gäste willkommen heißen.

Damit dies gelingt, darf man die Belange der Einwohnerschaft nicht ignorieren und muss ihre berechtigten Bedürfnisse sehr ernst nehmen.

Das wollen wir im Gemeinderat tun und die gewachsenen Schönheiten unserer Stadt selbstbewusst verteidigen.

Iris Greiner, Stadträtin

 

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