Asylbewerber in Schorndorf - der Herausforderung ehrlich begegnen

10. September 2015 10:00 Uhr von Gemeinderat

Das Elend, das Krieg, Vertreibung und bittere Armut in der Welt verursachen, findet nicht mehr nur steril auf den Fernseh- oder Computerbildschirmen statt, sondern in Form von vielen Flüchtlingen auch bei uns in Schorndorf.

Immer mehr fliehen aus den Krisenherden dieser Welt und suchen ihr Heil in Europa. Wenn man die aktuelle Entwicklung, beispielsweise in Syrien, betrachtet, ist kein Ende der Flüchtlingswelle in Sicht.

Für unser Bundesland, den Rems-Murr-Kreis und die Kommunen bedeutet dies auf Dauer eine noch nie dagewesene Herausforderung. Allein in den Rems-Murr-Kreis kommen bis zum Jahresende noch knapp dreitausend Asylsuchende und nur 500 Plätze sind nach jetzigem Stand verfügbar.

Wir in Schorndorf müssen alles dafür tun, um den Kreis bei der Unterbringung zu unterstützen. Dies bedeutet, dass noch etliche Gebäude für die Erstaufnahme umgenutzt und hergerichtet werden müssen. Da der Kreis und die Stadt bei der Betreuung der vielen Menschen überfordert ist, wird ein hohes ehrenamtliches Engagement erforderlich.

Es ist sehr erfreulich, dass diese Bereitschaft vorhanden ist, wie die Veranstaltung in der Künkelinhalle am ersten September und zahlreiche Einträge in facebook zu diesem Thema zeigen. In der schon belegten Festhalle in Haubersbronn funktioniert dies schon vorbildlich. Das ehrenamtliche Engagement muss durch hauptamtliche Kräfte bei der Verwaltung koordiniert, unterstützt und gesteuert werden. Besonders gefordert ist hier das Dezernat des EBM Hemmerich.

Ohne Frage müssen wir alle zu uns kommenden Flüchtlinge gut unterbringen und betreuen. Zu einer ehrlichen Debatte gehört aber auch, die rosarote Brille abzunehmen und diejenigen Probleme anzusprechen, welche die Menschen hier bewegen. Wo z. B. die Asylbewerber wohnen sollen, deren Gesuch anerkannt wurde. Wohnraum ist knapp bei uns und oft überteuert. Anerkannte Asylbewerber konkurrieren dann mit den Armen in unserer Gesellschaft um Wohnraum.

Für beide Gruppen müssen wir uns rechtzeitig Gedanken machen, wie und wo solche bezahlbaren Wohnungen entstehen sollen. Angesichts der Vorschriften und Auflagen, die heute an Neubauten gestellt werden, gleicht dies der Quadratur des Kreises. Wir wissen wenig über die Flüchtlinge, was Schulbildung oder erlernte Berufe anbelangt. Nach dem Erlernen der deutschen Sprache müssen wir sie qualifizieren, damit sie auf unserem Arbeitsmarkt Chancen haben, einen Job zu finden.

Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass nicht alle Asylbewerber hier bleiben können. Bei Ablehnung ihres Antrages müssen sie zurück in ihre Heimat. Hier ist die Landes- und Bundespolitik gefordert. Diese muss hier endlich mehr unternehmen. Dazu gehört auch, die Lebensbedingungen der Flüchtlinge in ihren Heimatländern zu verbessern.

Auf Dauer, d. h. über viele Jahre hinweg überfordern wir uns sonst mit der Aufgabe, allen verfolgten Menschen Asyl zu gewähren.

Hermann Beutel
Fraktionsvorsitzender der CDU Schorndorf

 

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